Michael Group
Genomregulierung und biologische Zeitmessung
Zirkadiane Rhythmen sind universelle biologische Phänomene und kommen in den verschiedensten Lebensformen vor – von einzelligen Grünalgen bis zum Menschen. Sie sind eng mit dem täglichen Hell-Dunkel-Zyklus verbunden und synchronisieren ihre Physiologie und das Verhalten mit dem Sonnentag. Durch diese evolutionären Anpassungen sind die Organismen in der Lage, tägliche Umweltveränderungen vorherzusehen und sich darauf einzustellen. Störungen dieser zirkadianen Rhythmen, die durch äußere Einflüsse oder genetische Faktoren ausgelöst werden, können bei Säugetieren zu zahlreichen Krankheiten führen, darunter Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, vorzeitige Alterung und Krebs. Besonders bemerkenswert ist, dass fast jede Zelle im menschlichen Körper eine interne molekulare Uhr besitzt, die integrierte biochemische Prozesse in einem ungefähren 24-Stunden-Zyklus orchestriert. Dieses molekulare Uhrwerk koordiniert nukleare Prozesse wie die dreidimensionale (3D) Organisation der DNA, die Transkription und die Ribosomenbiogenese, sodass ein täglicher Höhepunkt der Genaktivität erreicht werden kann.
Ziel des Chromatin Structure and Rhythms Labor ist es, zu entschlüsseln, wie die räumliche Organisation von Genen und makromolekularen Ansammlungen im Zellkern zu einer präzisen und umweltabhängigen Genkontrolle beiträgt. Unser besonderes Interesse gilt der Frage, wie Transkriptionsfaktoren und ihre Cofaktoren mit Chromatin – einer dynamischen Struktur aus DNA und Histonproteinen – interagieren, um die Genaktivität zu steuern. Für unsere Forschung bedienen wir uns an verschiedenen Techniken der Biochemie, chemischen Biologie und Genomik. Damit untersuchen wir, wie das Zusammenspiel zwischen Transkriptionsfaktoren und dem Histoncode – den chemischen Markierungen auf dem Chromatin – die Genregulation beeinflusst. Modernste bildgebende Verfahren wie die Kryo-Elektronenmikroskopie (Kryo-EM), einschließlich Einzelpartikel- und Tomographieansätze, kommen bei uns zum Einsatz, um die Ultrastruktur des Chromatins und seiner regulatorischen Komplexe in den Zellen aufzuklären. Durch die Verwendung des zirkadianen Systems als Modell in verschiedenen Organismen, einschließlich menschlicher Zellen und Grünalgen, versuchen wir, grundlegende Prinzipien der Genregulierung über mehrere biologische Skalen hinweg zu entschlüsseln und Einblicke in die Art und Weise zu gewinnen, wie Zellen die Zeit halten.
Team
Laufende Projekte
Entschlüsselung der Schnittstellen zwischen TFs und dem Histoncode | Untersuchung der molekularen Koordination der Chromatinlandschaft an einem zentralen Uhr-Gen | Untersuchung der Chromatinstruktur mit hoher Auflösung in Grünalgen
Publikationen
ReX-Link: Alicia Michael
Karriere
Seit 2024 Assistant Professor, Institute of Science and Technology Austria (ISTA)
2023 – 2024 Postdoc, Biozentrum of the University of Basel, Schweiz
2017 – 2022 Postdoc, Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research, Basel, Schweiz
2011 – 2017 PhD, University of California, Santa Cruz, USA
Ausgewählte Auszeichnungen
2023 Eppendorf Award for Young European Investigators, Finalist
2022 Life Sciences (LS2) Swiss PIs of Tomorrow Jury Prize
2019 Friedrich Miescher Institute Ruth Chiquet Originality Prize
2019 – 2021 HFSP Long-term fellowship
2017 – 2019 EMBO Long-term fellowship
2014 – 2017 Ruth L. Kirschstein National Research Service Award (NRSA) Individual Predoctoral Fellowship