Von einer kühnen Idee zu einem blühenden Forschungsinstitut
Als Anton Zeilinger beim Technologieforum Alpbach im Jahr 2002 vorschlug, ein Institut für Spitzenforschung in Österreich zu gründen, war das in erster Linien eines: Eine kühne Idee. Aber diese Idee bildete den Ursprung dafür, was heute das Institute of Science and Technology Austria darstellt. Nämlich ein enorm erfolgreiches Institut für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung, das der „Nature Index“ unter die Top Ten der 30 besten Institute, die jünger als 30 Jahre sind, reiht.
Dennoch war es ein weiter Weg von Zeilingers Idee bis zu dem Punkt, an dem die ersten Professor:innen ihre Büros und Labors am Campus beziehen konnten. Zuerst musste die rechtliche Basis für das IST Austria gelegt werden, was 2006 mit dem Beschluss für das „Bundesgesetz über das Institute of Science and Technology – Austria“ geschehen ist. Erst danach konnte auch die konkrete Arbeit an der Ausrichtung und Struktur des Institutes begonnen werden. Und hier waren es drei prominente Wissenschafter, die in einem profunden Bericht die Eckpunkte des IST Austria skizzierten. Haim Harari, Physiker und langjähriger Präsident des Weizmann-Instituts, Olaf Kübler, ebenfalls Physiker und vormaliger Präsident der ETH Zürich, und Hubert Markl, Biologe und ehemaliger Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, haben sich damit große Verdienste um das Institut erworben.
Bevor der erste Präsident bestellt wurde, war es der Exekutivausschuss des Kuratoriums, der die operative Führung des neu gegründeten Instituts übernahm. Auch hier war Haim Harari als sein Vorsitzender die zentrale Figur. Bis 2009 verantwortete Haim Harari die Entwicklung des Campus, die Aufnahme von Wissenschafter:innen und das Aufsetzen der administrativen Strukturen. Der erste Angestellte des IST Austria war Gerald Murauer als dessen erster – zuerst interimistischer, dann definitiver – Geschäftsführer. Im Herbst 2007 arbeiteten dann bereits sechs Personen am Campus.
2008 begann der Exekutivausschuss des Kuratoriums schließlich mit der Suche nach einem Präsidenten für das IST Austria. Aus Dutzenden Kandidaten wählte das Kuratorium schließlich Thomas Henzinger in diese Funktion. Er begann sofort sein Konzept umzusetzen und wirkte auch bereits vor seiner offiziellen Bestellung im September 2009 vor allem bei der Verpflichtung vieler neuer Wissenschafter:innen mit.
Im Juni 2009 wurde das IST Austria offiziell eröffnet und die ersten Forschungsgruppen nahmen ihre Arbeit am Campus auf. Im Wesentlichen bestand das Gelände zu diesem Zeitpunkt nur aus dem ehemaligen Hauptgebäude der vormals an dieser Stelle betriebenen Landesnervenklinik. 120 Jahre lang war dort kranken Menschen geholfen worden. Doch in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1938 und 1945 waren tausende psychisch kranke Menschen ermordet oder deportiert worden. Mit einem Denkmal am Campus wird der Opfer gedacht.
Als das IST Austria 2009 eröffnet wurde, waren die Laborgebäude im Bau oder erst im Planungsstadium und konnten erst geraume Zeit später eröffnet werden: das Bertalanffy Foundation Building im Oktober 2010, das Lab Building East im November 2012 und schließlich das Lab and Office Building West im Dezember 2015.
Im Laufe der Jahre wuchs der Campus immer weiter: Appartement-Häuser (eröffnet 2012 und 2017) ermöglichen es den Wissenschafter:innen auch am Institutsgelände zu wohnen. 2015 wurde die Cafeteria als Essensmöglichkeit für alle Mitarbeiter eröffnet und drei Jahre später bekam auch das im Laufe der Jahre zahlenmäßig gewachsene administrative Personal ein neues Gebäude. In den nun bevorstehenden Jahren sind die Fertigstellung eines weiteren Laborgebäudes und der Bau eines Besucherzentrums geplant.
Dieses Wachstum der Infrastruktur ging Hand in Hand mit der Entwicklung im wissenschaftlichen Bereich. Immer mehr Wissenschafter kamen an den Campus und arbeiteten an herausfordernden Forschungsfragen. So waren der Biologe Nick Barton und der Mathematiker Herbert Edelsbrunner im Jahr 2009 die ersten Professoren am IST Austria. 2010 kamen die ersten PhD-Studierenden, 2015 konnten die Ersten von ihnen abschließen.
Im Jahr 2014 arbeiteten bereits 400 Menschen am Campus und im gleichen Jahr wurde auch das erste hier entwickelte Patent eingereicht. Von Anfang an waren die wissenschaftlichen Services ein wichtiger Faktor für die Forschungsarbeit der Wissenschafter:innen. Schon 2010 wurde Bioimaging und eine mechanische Werkstatt eingerichtet, 2013 nahm dann die Elektronenmikroskopie ihre Arbeit auf, 2016 konnte die Nanofabrication Facility mit Reinraum eröffnet werden und seit 2019 steht Cryo-EM zur Verfügung.
2019 markierte das 10-jährige Jubiläum der exzellenten Grundlagenforschung am IST Austria. Mit diesem Jahr erforschten 53 Forschungsgruppen die Grenzen ihrer Fachgebiete in Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Biologie und Neurowissenschaften. Für den Erfolg des IST Austria ist es von entscheidender Bedeutung, dass die traditionellen Grenzen zwischen den Fachgebieten überwunden werden, weshalb die Zusammenarbeit zwischen den Forschungsgruppen stark gefördert wird.
Von 2009 bis 2020 erreichte das Institut 60 Forschungsgruppen, von denen fast 50 % in den Biowissenschaften, einschließlich der Neurowissenschaften, arbeiteten; die andere Hälfte verteilte sich auf Physik, Informatik und Mathematik sowie eine kleine Gruppe von Chemikern. Im Jahr 2021 erreichte das Institut 67 Forschungsgruppen in den drei Bereichen mathematische und physikalische Wissenschaften, Life Sciences, und Informations- und Systemwissenschaften.
Nach zwölf Jahren Institutsgeschichte war es im Jahr 2022 an der Zeit, das Logo zu modernisieren und eine zweite Abkürzung des Namens zuzulassen. Seither nennt sich das Institute of Science and Technology Austria anstatt “IST Austria” nur “ISTA”.
Mit dem neuen Logo vermittelt das Institut ein modernes, frisches, und weniger formelles Image, das dennoch die nötige Seriosität bewahrt. Das Spiel mit den verschiedenen Grüntönen steht für die Vielfalt, die ISTA bietet, während die Blöcke selbst viele verschiedene Interpretationen zulassen. Von Büchern als Ursprung des Wissens über Balkendiagramme, die auf dynamische Veränderungen hinweisen, bis hin zu wachsenden Gebäuden auf dem Campus, von Dominosteinen als Impulsgeber für Denkprozesse bis hin zu einer Idee, die im Begriff ist, abzuheben – der freien Interpretation des Logos sind keine Grenzen gesetzt.
Als relativ junge Institution hatte das ISTA die Möglichkeit, eigenen Insignien zu entwerfen, die seine Werte, seine Forschung und seine Mitarbeiter:innen symbolisieren. Ein Team aus ISTA-Mitarbeiter:innen und dem renommierten österreichischen Designer und Künstler Andreas Palfinger entwarf und produzierte eine Präsidentschaftskette sowie eine Reihe von Stolen, welche nun Präsident:innen des Instituts bei feierlichen Anlässen tragen.
Das Herzstück der Kette kombiniert organische und technologisch inspirierte Elemente, um die multidisziplinäre Kultur des ISTA und die verschiedenen Skalen der Natur zu repräsentieren, die seine Wissenschafter:innen erforschen. In der Mitte stehen die Leitprinzipien des Instituts in goldenen, mikrometergroßen Buchstaben auf eine Siliziumscheibe geschrieben.
Die Kettenglieder symbolisieren die Präsident:innen des Instituts, deren Name und Amtszeit im mikroskopischen Maßstab darauf geschrieben steht. Das Design der Kettenglieder steht auch für das Forschungsgebiet der jeweiligen Präsidentin oder Präsidenten. Auf diese Weise wird die Kette zu einem sich weiterentwickelnden Artefakt, mit einem neuen Kettenglied für jede neue Person an der Spitze des ISTA. Lesen Sie mehr über die Insignien und ihre Entstehung hier.
Ein Blick in die Zukunft: Im Jahr 2026 wird die Zahl der Mitarbeiter 1000 übertreffen und etwa 90 Forschungsgruppen umfassen.
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