20. Februar 2020
Gašper Tkačik erhält höchsten Preis der ÖAW
Der Biophysiker vom IST Austria wird für seine herausragenden Forschungen an der Schnittstelle zwischen Physik, Biologie und Neurowissenschaften mit dem Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.
Hält die Mathematik den Schlüssel bereit, um hochkomplexe biophysikalische Abläufe in Organismen umfassend begreifen zu können? Dieser Frage geht der Biophysiker Gašper Tkačik nach. Für die wegweisenden Forschungen, die er zur Beantwortung dieser Frage in den vergangenen Jahren durchführte, wird Professor Tkačik nun mit dem mit 36.000 Dollar dotierten Ignaz L. Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ausgezeichnet.
Physik biologischer Netzwerke
Professor Gašper Tkačik und seine Forschungsgruppe am Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) untersuchen biologische Netzwerke aus einer dezidiert multidisziplinären Perspektive: Mit Methoden und Ansätzen der Informationstheorie, der statistischen Physik, der Biophysik und der Biologie spürt er Abläufen, wie etwa chemischen Reaktionsketten in Zellen und Neuronenverbindungen im Gehirn, nach. Damit will er unter anderem die Übertragung von Information und die Entstehung von Informationsnetzwerken sowie deren biologische Funktionen erfassen. Ein Ziel dabei ist, auf mathematische Theorien und Modelle hinzuarbeiten, mit denen sich evolutionäre Entwicklungen von Organismen beschreiben und vorhersagen lassen.
Preisträger und Preis
Tkačik studierte Physik an der Universität Ljubljana und an der Princeton University, wo er 2007 promovierte. Von 2008 bis 2010 hatte er eine Postdoc-Stelle an der University of Pennsylvania, Philadelphia, inne. 2011 kehrte er als Assistant Professor am IST Austria nach Europa zurück und baute hier die Forschungsgruppe „Theoretical Biophysics and Neuroscience“ auf. Für seine Forschungen erhielt Tkačik bereits mehrere Auszeichnungen, darunter zwei Grants des Human Frontier Science Program (HFSP) sowie Förderungen des Wissenschaftsfonds FWF.
Der mit 36.000 Dollar dotierte Ignaz L. Lieben-Preis der ÖAW ist benannt nach den Gründern des Bankhauses Lieben und wird seit 1865 von der Akademie für junge Wissenschaftler/innen aus den Bereichen Chemie, Physik und Physiologie oder Molekularbiologie vergeben. Prominente Preisträger/innen der Vergangenheit waren etwa Lise Meitner und Marietta Blau sowie die Nobelpreisträger Viktor Hess und Otto Loewi. Als bisher jüngster Preisträger wird Gašper Tkačik die Auszeichnung am 27. Februar an der ÖAW entgegennehmen. Dabei wird der Biophysiker in einem Vortrag auch wertvolle Einblicke in seine Forschungen und die bisherigen Erkenntnisse geben.