9. September 2013
Walther-Arndt-Preis an Ameisenforscherin Sylvia Cremer
Auszeichnung an IST Austria Professorin Sylvia Cremer für Erforschung des sozialen Immunsystems bei Ameisen • Deutsche Zoologische Gesellschaft erinnert mit Preis an Biologen und Nazi-Opfer Walther Arndt
Sylvia Cremer, Assistant Professor am Institute of Science and Technology (IST Austria), erhält den diesjährigen Walther-Arndt Preis der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG). Die Verleihung findet im Rahmen der 106. Jahrestagung der DZG von 13. bis 16. September in München statt. Der mit 5.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis wird seit 1991 alle zwei Jahre an NachwuchswissenschaftlerInnen verliehen.
Sylvia Cremer untersucht die kollektive Krankheitsabwehr in Ameisengesellschaften. Zusätzlich zu dem individuellen Immunsystem einzelner Koloniemitglieder haben Ameisen und andere soziale Insekten ein gemeinschaftliches „soziales Immunsystem“ entwickelt, das es ihnen ermöglicht, gegen das hohe Ansteckungsrisiko in sozialen Gruppen anzukämpfen. Die Arbeitsgruppe von Sylvia Cremer konnte kürzlich zeigen, dass putzende Ameisen nicht nur infektiöse Partikel von der Körperoberfläche befallener Tiere abknabbern, sondern diese auch noch mit ihrem Gift desinfizieren (Current Biology 2013). Trotzdem stecken sich pflegende Tiere beim Putzen pilzbefallener Nestgenossen häufig bei diesen an, jedoch nur mit Mini-Infektionen, die ihr Immunsystem wiederum stimulieren und sie so vor Krankheit schützen (PLoS Biology 2012).
Der Walther-Arndt Preis gedenkt dem Berliner Zoologen und Mediziner Walther Arndt, der wegen offener, kritischer Äußerungen 1944 hingerichtet wurde. Mit diesem Preis erinnert die DZG sowohl an den politischen Mut als auch an die wissenschaftlichen Verdienste von Walther Arndt, der an Schwämmen und zur Hydrobiologie forschte. Der Walther-Arndt Preis wird seit 1991 im zweijährlichen Zyklus für eine herausragende wissenschaftliche Arbeit über ein zoologisches Thema vergeben.
Sylvia Cremer forscht seit 2010 am IST Austria, war Mitglied der Jungen Akademie der Leopoldina und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und ist Mitglied der Jungen Kurie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.