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23. Dezember 2022

Von Grund auf

Ein Blick zurück auf die Präsidentschaft von Thomas A. Henzinger

Nach dreizehn Jahren als Präsident des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) tritt Thomas A. Henzinger von seinem Amt zurück. Präsident Henzinger hat das ISTA von Grund auf aufgebaut: von 37 Mitarbeiter:innen auf mehr als 1.000, von einem Wissenschaftsgebäude auf sechs, von vier Forschungsgruppen auf 75, von einem ehrgeizigen Experiment zu einem florierenden Institut. Kolleg:innen und Freund:innen blicken auf die Höhepunkte seiner Karriere zurück.

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Der Gründungspräsident, Thomas A. Henzinger, tritt Ende 2022 zurück. © Peter Rigaud/ISTA

Die Suche nach einem Präsidenten

Als der erste Präsidentschaftskandidat des ISTA zusagte und sich dann plötzlich zurückzog, war die Kommission ratlos – und stand unter enormem Druck. Dann erhielt Haim Harari, der Leiter des Suchausschusses, eine unerwartete E-Mail, in der Thomas A. Henzinger als „idealer Präsident“ des Instituts empfohlen wurde. „Kann das Scheitern bei der Rekrutierung eines Wunschkandidaten zu herausragenden Konsequenzen führen? Um es kurz zu machen: Ja“, bestätigt Harari. „Dreizehn Jahre später tritt Tom Henzinger zurück, mit einer großen Erfolgsgeschichte, vielen heiklen Momenten, vielen schwierigen Entscheidungen und einem tadellosen Zeugnis für eine qualitativ hochwertige Institution der Grundlagenforschung, nach jedem Standard.“

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Haim Harari, einer der ISTA-Gründer und ehemaliger Präsident des Weizmann Institute of Science in Israel, schneidet die Fünf-Jahres-Jubiläumstorte gemeinsam mit Präsident Henzinger und dem ehemaligen niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll an. © Anna Stöcher/ISTA

Rekrutierung herausragender Wissenschafter:innen

„Während seines Bewerbungsgesprächs für die Präsidentschaft fragte das Kuratorium Tom, nach welchen Maßstäben er am Ende seiner Amtszeit beurteilt werden wolle“, erinnert sich Olaf Kübler, stellvertretender Vorsitzender des ISTA-Kuratoriums und ehemaliger Präsident der ETH Zürich, Schweiz. „Er antwortete, er sei zufrieden, wenn es ihm als Präsident immer wieder gelinge, herausragende, leistungsstarke Wissenschafter:innen zu identifizieren und sie ans ISTA zu berufen.“

Die zentrale Strategie zur Schaffung und Aufrechterhaltung einer Spitzenforschungseinrichtung ist die Suche, Ernennung und Bindung von weltweit führenden Wissenschafter:innen. Es lag in der Verantwortung von Präsident Henzinger, exzellente Wissenschafter:innen für das Institut zu gewinnen und eine kohärente Forschungsstruktur zu entwickeln. „Ich bin erstaunt, wie viel Zeit und Energie Tom in jede einzelne Berufung investiert“, sagt Georg Schneider, Managing Director des ISTA. „Er holte Stellungnahmen von Expert:innen ein und hinterfragte jedes Detail einer Bewerbung – er sorgte persönlich für die beeindruckende Qualität unserer Fakultät.“

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Präsident Henzinger diskutiert mit der Postdoc Miriam Garcia Soto über Forschung. © Nadine Poncioni/ISTA

Während des Begutachtungsverfahrens muss Präsident Henzinger, ein Informatiker, Wissenschafter:innen anderer Disziplinen bewerten. „Ich habe noch nie jemanden erlebt, der die Fähigkeit hatte, die wichtigen Punkte der Forschung von Kandidat:innen sowie die unterschiedlichen Kulturen der experimentellen und theoretischen Disziplinen so gut zu erfassen und dann die entsprechenden Entscheidungen zu treffen“, sagt Claus Raidl, Vorsitzender des ISTA-Kuratoriums und ehemaliger Präsident der Österreichischen Nationalbank.

Von nur zwei Bereichen im Jahr 2009 – Biologie und Informatik – ist das Institut auf viele weitere Bereiche angewachsen, und die ersten Astrophysiker:innen werden im Jahr 2023 kommen. Derzeit sind 75 Professor:innen unter Vertrag; 58 von ihnen haben einen renommierten Zuschuss des Europäischen Forschungsrats (ERC) erhalten. Tausende von Veröffentlichungen, die von Wissenschafter:innen des Instituts verfasst wurden, haben die Grenzen des wissenschaftlichen Wissens erweitert und das ISTA im normalisierten Nature-Index weltweit an die dritte Stelle gebracht.

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Die 68 Gruppen am Campus sind auf mehrere Labor- und Forschungsgebäude verteilt, die nahe genug beieinander liegen, um den wissenschaftlichen Austausch und die Zusammenarbeit zu fördern. © Magic Lemur Productions/ISTA

Eine bahnbrechende Graduate School

Der Ruf des Instituts spiegelt die Erfolge seiner Absolvent:innen wider, und eine Graduate School von Weltrang ist entscheidend für die Vorbereitung der Doktorand:innen auf ihre künftigen Leistungen. Präsident Henzinger diente als erster Dekan und legte damit den Grundstein für die heutige zentrale Schule des Instituts. „Toms konsequente Unterstützung für die Graduate School war für deren Erfolg entscheidend“, sagt Professor Nick Barton, Dekan von 2015 bis 2020. „Außerdem gab er der Graduate School die Freiheit und Unabhängigkeit, die für ihre Entwicklung absolut notwendig waren.“ Bis heute haben über 150 Studierende ihren Doktortitel erworben, und ISTA-Absolvent:innen haben weltweit Führungspositionen in der Industrie, im akademischen Bereich und im öffentlichen Sektor übernommen.

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Präsident Henzinger, Dekanin Eva Benková und die Absolvent:innen der letzten drei Jahrgänge versammeln sich bei der Abschlussfeier 2022. © Anna Stöcher/ISTA

Langfristige finanzielle Stabilität

Bei der Gründung des ISTA im Jahr 2006 war die Finanzierung durch den Bund und das Land Niederösterreich im Rahmen der 15a-Vereinbarung bis 2016 gesichert. Eine sehr positive Evaluierung des Instituts im Jahr 2011 trug zur Verlängerung der 15a-Vereinbarung im Jahr 2012 bei, die eine Finanzierung bis 2026 und die Erweiterung auf bis zu 90 Gruppen garantierte. Dennoch kämpfte Präsident Henzinger für mehr. Schneider erinnert sich an ein Treffen mit dem Wissenschaftsminister: „Diese Eigenschaften – Beharrlichkeit, Engagement für Exzellenz und Vertrauen in das ISTA – veranlassten Tom, jeden Aspekt seiner Vision für das Institut vehement zu verteidigen.“ Im September 2021 wurde die 15a-Vereinbarung schließlich zum zweiten Mal für den Zeitraum 2027-2036 verlängert. Sie verspricht den Ausbau von bis zu 150 Forschungsgruppen und bis zu 3,3 Milliarden Euro an Fördermitteln.

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Präsident Henzinger, Bundesminister a.D. Heinz Faßmann, Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Klosterneuburgs Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (v.l.n.r.) feiern die Unterzeichnung der neuen 15a-Vereinbarung. © Anna Stöcher/ISTA

Präsident Henzinger hat nicht nur Politiker:innen überzeugt: private Spenden sind ein starkes Zeichen der Unterstützung für die Führung und die Vision des Instituts. 2022 war in diesem Bereich ein bemerkenswertes Jahr. 25 Millionen Euro von der kürzlich verstorbenen Unternehmerin Magdalena Walz und 5 Millionen Euro vom österreichischen Energiekonzern Verbund AG gaben den Startschuss für die Capital Campaign des ISTA und stifteten die ersten beiden Widmungsprofessuren des Instituts.

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Magdalena Walz Professor for Life Sciences Peter Jonas © Peter Rigaud/ISTA
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Verbund Professor for Energy Science Maria Ibáñez. © Nadine Poncioni/ISTA

Engagement auf allen Ebenen

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Präsident Henzinger (Mitte) mit dem Management Team (v.l.n.r.): Vice President for Science Education Gaia Novarino, Managing Director Georg Schneider, Executive Vice President Michael Sixt, Dekanin der Graduate School Eva Benková, Vice President for Technology Transfer Bernd Bickel. © Peter Rigaud/ISTA

Rekrutierung, Ausbildung von Studierenden und institutionelle Förderung sind nur einige der Bereiche, in denen Präsident Henzinger seine Spuren hinterlassen hat. Er ist an allen Aspekten der Entwicklung des Instituts beteiligt: Auf sein Drängen hin richtete das ISTA ein Büro für Technologietransfer ein, und er schuf eine entsprechende Managementposition, Vice President for Technology Transfer. Zu den Dienstleistungen gehören nun auch Schulungen für Unternehmer:innen und spezielle Campus-Einrichtungen, und zum Portfolio des Instituts gehören fünf ISTA-bezogene Spin-offs. Präsident Henzinger war ferner bestrebt, das Institut als internationalen Leuchtturm für innovative wissenschaftliche Bildung zu etablieren, und schuf eine weitere neue Position, Vice President for Science Education, sowie ein eigenes Team für Science Education. Zu den Initiativen gehören der jährlich stattfindende Science Education Day und Science Communication Day sowie die wissenschaftlichen Sommercamps. Präsident Henzinger engagierte sich außerdem für Maßnahmen zur Förderung von Diversität und Inklusion, für architektonische Planungstreffen und vieles mehr.

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Präsident Henzinger überreicht den Schüler:innen bei Open Campus Day 2019 Preise. © Gregor Buchhaus/ISTA

Das Beste liegt noch vor uns

Als das Institut gegründet wurde, herrschte Skepsis – über das Finanzierungssystem, den Standort, und die Idee überhaupt, ein Institut von Grund auf aufzubauen – und die Schlagzeilen der Zeitungen spiegelten dies wider. 13 Jahre später hat sich der Tonfall deutlich geändert.

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Zeitungsausschnitte aus den Anfängen der ISTA-Geschichte…
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…und aus späteren Zeiten. © donaugrafik/ISTA

Dieser Wandel ist zu einem großen Teil Präsident Henzinger, seiner Führung, den von ihm getroffenen Entscheidungen und den von ihm berufenen Wissenschafter:innen zu verdanken. Es ist ihm gelungen, ein Institut aufzubauen, an das nicht nur er und die Gründer:innen glauben, sondern auch die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft, die Öffentlichkeit, die Presse und die Politiker:innen. Der Weg war nicht immer einfach, aber Präsident Henzinger blieb den Kernaufgaben und Gründungsprinzipien des Instituts treu und wird für seine unbedingte Überzeugung vom Potenzial des ISTA und seine unerschütterliche Hingabe und Beharrlichkeit bei der Verwirklichung dieser Vision in Erinnerung bleiben.

Tom Henzinger (c) Peter Rigaud
„Das Beste liegt noch vor uns.“ © Peter Rigaud/ISTA


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