7. Februar 2025
Nachhaltigkeit in ISTA Laboren
LEAF Zertifikat für verantwortungsvollere Forschung
Grundlagenforschung ist oft mit hohen Kosten verbunden, insbesondere im Hinblick auf den Energieverbrauch. Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat das University College of London (UCL) das LEAF-Zertifikatsprogramm ins Leben gerufen – ein Leitfaden, der hilft die Nachhaltigkeit in Laboren zu verbessern. 2024 startete dieses Projekt nun auch am Institute of Science and Technology Austria (ISTA).

Sterile Arbeitsplätze mit Abzugshauben, Tiefkühlgeräte, die extrem niedrige Temperaturen erzeugen, mit Lasern ausgestattete Mikroskope – ein Labor ist voll von High-Tech, die dazu verwendet wird grundlegende wissenschaftliche Fragen zu erforschen. Leider ist das aber mit hohen Kosten verbunden. Im Vergleich zu normalen Büros verbrauchen Labore schätzungsweise drei bis zehn Mal mehr Energie und sind für 2 % des weltweiten Kunststoffabfalls verantwortlich.
LEAF-Zertifikat
Um dieses Problem anzugehen wurde das Laboratory Efficiency Assessment Framework, kurz „LEAF“, ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um einen Leitfaden des University College London (UCL), der darauf abzielt Nachhaltigkeit und Effizienz in Laboren zu verbessern. Durch die Teilnahme am LEAF-Programm erhalten Forschende Zugang zu umfassenden Toolkits, Online-Rechnern zur Messung der finanziellen und ökologischen Auswirkungen, zu Ressourcen sowie Schulungen.
Bevor LEAF der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, testete das UCL die Evaluierung mit 235 teilnehmenden Laboren aus 23 verschiedenen Universitäten und Forschungsinstituten über einen Zeitraum von zwei Jahren – von 2018 bis 2020. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: im Durchschnitt sparten die teilnehmenden Labore jeweils 3.700£ (ca. 4.450€), insgesamt 641.000£ (ca. 770.740€) und reduzierten ihre Emissionen um nicht weniger als 648 Tonnen CO2.
Inzwischen ist das Projekt voll im Gange, und die teilnehmenden Labors können je nach den von ihnen durchgeführten Maßnahmen verschiedene Stufen erreichen – Bronze, Silber oder Gold.
Elf ISTA Gruppen LEAF zertifiziert
2024 startete das LEAF-Projekt nun auch am ISTA. Von Mai bis Oktober nahmen elf Forschungsgruppen teil und wurden mit dem Bronzestatus ausgezeichnet. Nach diesem ersten Schritt in die richtige Richtung werden die Ergebnisse jetzt vom Sustainability Office am ISTA ausgewertet
„Das LEAF-Projekt unterstreicht nicht nur das Engagement des ISTA für Nachhaltigkeit, sondern bezieht auch die Forschungsgemeinschaft aktiv in die Einführung und Diskussion nachhaltiger Praktiken ein“, so Sustainability Manager Jeroen Dobbelaere. „Die elf Gruppen mit Bronze-Zertifizierung sind ein weiterer Beweis, dass wir daran arbeiten Nachhaltigkeit in jeden Aspekt unseres Forschungsbetriebs zu integrieren.“ Die elf Gruppen, die das Bronze-Zertifikat erhalten haben, sind: die Barton Gruppe, die Cremer Gruppe, die Freunberger Gruppe, die Hetzer Gruppe, die Ibáñez Gruppe, die Jonas Gruppe, die Kicheva Gruppe, die Schanda Gruppe, die Siegert Gruppe, die Sixt Gruppe und die Imaging & Optics Facility der wissenschaftlichen Services (Scientific Service Units, SSUs) am ISTA.

Wissenschaft und Nachhaltigkeit können Hand in Hand gehen
Julia Valentin, Research Technician in Stefan Freunbergers Labor, erklärt, warum ihre Forschungsgruppe am LEAF-Programm teilgenommen hat: „Wissenschaft wird nicht nur von Neugier und Wissensdrang angetrieben, sondern auch vom Wunsch eine nachhaltige Welt und Zukunft zu schaffen. Als Wissenschafter:innen stehen wir in der Verantwortung, unsere Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen, sowie Nachhaltigkeit zu fordern und zu fördern.“
Dieser Ansatz spiegelt sich auch in den Forschungsprojekten der Gruppe wider. So sind zum Beispiel die in der Batterieforschung und Batterieproduktion weit verbreiteten Metalloxide sowohl giftig als auch teuer. Als Alternative für eine nachhaltige Batterieentwicklung beschäftigt sich die Freunberger Gruppe mit Hauptgruppenelementen wie Sauerstoff, Schwefel, Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff, um leistungsfähige Energiespeichersysteme zu schaffen.
Auch das Labor von Sandra Siegert, welches die Interaktionen zwischen Neuronen und Mikroglia, sowie die Folgen von Fehlfunktionen in diesem Zusammenspiel für Gesundheit und Krankheit, untersucht, nahm am LEAF Zertifikat teil. „Am ISTA wurden durch die SSUs bereits mehrere Methoden effektiv umgesetzt. So zum Beispiel die Reduzierung der Temperaturen von Gefrierschränken von -80° auf -70° oder die sorgfältige Trennung von Gefahrstoffen“, so Siegert. „Die Teilnahme an dem Programm war jedoch eine gute Möglichkeit, unsere aktuelle Leistung zu reflektieren, Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und vor allem neue Teammitglieder für das Thema zu begeistern.“

2025 geht das LEAF-Projekt in die nächste Runde. „Heuer wollen wir noch mehr Labore einbeziehen und unsere Informatik-Labore dazu inspirieren, das Green-DiSC-Tool der Universität Cambridge zu testen“, so Dobbelaere.
Sind Sie interessiert zu einem sinnvollen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit aktiv beizutragen? Treten Sie dem LEAF-Programm bei, um Forschung nachhaltiger zu machen – Schritt für Schritt. Wenn Sie mehr über LEAF erfahren wollen, kontaktieren Sie das ISTA Sustainability Office.